Sparplan oder Einmalinvest – was ist besser?

Derzeit stellen sich viele Menschen die Frage, ob ihr angespartes Geld auf dem Girokonto nicht renditeträchtiger angelegt werden könnte ohne dabei allzu große Risiken einzugehen. In Zeiten der Nullzinspolitik initiiert durch die europäische Zentralbank EZB ist diese Frage wichtiger denn je, da sich mit risikolosen bis risikoarmen Anlagemöglichkeiten wie Festgeld oder ausfallsicheren Staatsanleihen kaum noch etwas verdienen lässt. In bestimmten Fällen, wie bei der Sonderrolle Deutschlands als Sicherheitsanker innerhalb der Eurozone, müssen langfristige Anleger sogar den Fiskus dafür bezahlen, dass man diesem Geld leiht. So notieren 10-jährige deutsche Staatsanleihen derzeit leicht negativ. Diese Ausgangssituation macht das Investieren in Aktien bzw. Aktienfonds alternativlos, will man bei vertretbarem Risiko noch eine auskömmliche Rendite erwirtschaften. Für Anleger, die sich im Alltag wenig mit ihrem Wertpapierdepot beschäftigen wollen, rückten die letzten Jahre immer mehr sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds, zu dt. börsengehandelte Fonds) in den Fokus. Diese bilden einen Aktienindex (zum Beispiel den bekanntesten deutschen Aktienindex, kurz DAX) nach und Anleger profitieren in sehr ähnlichem Maße von der Indexentwicklung, wie wenn diese jeden Titel des Indizes einzeln gekauft hätten. Dieses Vorgehen hat zwei wichtige Vorteile. Erstens ist es so möglich mit geringstem Aufwand in viele Aktien gleichzeitig zu investieren und für eine angemessene Streuung des Risikos zu sorgen. Zweitens kosten viele ETFs nur sehr geringe Gebühren, da kein kostenintensives Fondsmanagement mitfinanziert werden muss. Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds, wird bei ETFs lediglich versucht ein vorher definierten Index abzubilden. Ein aktives Eingreifen in die Aktienauswahl eines Fonds findet sich bei ETFs jedoch nicht. Dazu muss man teurere Fonds auswählen. Nur wenige Fondsmanager schaffen es jedoch langfristig eine Überrendite zu erwirtschaften und es ist für Anlageneulinge nicht immer leicht diese ausfindig zu machen. Es ist deshalb zu empfehlen, ETFs als wichtige Säule im eigenen Wertpapierdepot nicht zu vernachlässigen. Nichtsdestotrotz kann es sinnvoll sein, gerade in unruhigeren Börsenzeiten, Teile seines Vermögens von einem professionellen Fondsmanagement verwalten zu lassen.

Nun ergeben sich grundsätzlich zwei verschiedene Vorgehensweisen, sofern man eine kleine Summe zum investieren angespart hat. Man könnte diese auf einen Schlag investieren oder die Investition über einen bestimmten Zeitraum gleichmäßig strecken. Beispielsweise würde man vor der Frage stehen: Investiere ich 4800€ in einen ETF sofort oder investiere ich über 2 Jahre jeden Monat 200€. Beide Vorgehensweisen haben ihre Berechtigung. Investiert man lieber alles auf einmal, so ergeben sich sowohl höhere Renditechancen als auch höhere Verlustrisiken. Dieses Chance/Risikopotential ist bei einem gleichmäßigen Sparplan im Vergleich deutlich ausgewogener und daher für die weniger risikofreudigen Anleger interessanter.

Die folgende Grafik soll dieses Fazit nochmal untermauer. Dafür habe ich die Wertentwicklung des größten deutschen Aktienindizes (DAX) von Ende 1987 bis Mitte 2020 als Grundlage genommen. Auf der vertikalen Achse ist die jährliche Rendite abgetragen, wobei die 1,1 einer Jahresrendite von 10% entspricht und die 0.9 einer Jahresrendite von -10%. Auf der horizontalen Achse ist das Risiko in Form der einfachen Standardabweichung (auch Volatilität genannt) notiert. Sie ist ein Maß für die Schwankungsbreite des Investments über den gesamten Anlagehorizont. Eine Volatilität von 0 würde in diesem Zusammenhang die Schwankungsbreite einer geraden Linie symbolisieren. Je mehr das Investment von einer geraden Linie abweicht, desto höher ist die Volatilität.

Um sinnvoll die beiden Entscheidungen 1) Einmalinvestition und 2) Sparplan miteinander zu vergleichen genügt es nicht einen beliebigen Startzeitpunkt auszuwählen und dann die Rendite und die Schwankungsbreite (Volatilität) beider Investments gegenüber zu stellen. Vielmehr muss dieser Vergleich über eine normierte Anlagedauer (hier 2 Jahre) fortwährend seit Ende 1987 bis Mitte 2020 gemacht werden. Dadurch werden auch verschiedenste Börsen- und Konjunkturphasen abgedeckt wie Aufschwung, Boom, Rezession und Depression.

Jedes einzelne Kreuz symbolisiert dabei einen möglichen Startzeitpunkt. Ich habe den Zeitraum von Ende 1987 bis Mitte 2020 in monatliche Intervalle aufgeteilt, weswegen es sowohl für das Einmalinvest als auch für den Sparplan 361 verschiedene Startzeitpunkte gab (12 Monate multipliziert mit ca. 30 Jahren). Die blauen Kreuze stehen dabei für die Einmalinvests, die orangenen Kreuze für die zweijährigen Sparpläne. Das große blaue Kreuz zeigt die durchschnittliche Entwicklung über alle Einmalinvests, das große orangene Kreuz für die durchschnittliche Entwicklung über alle Sparpläne.

Disclaimer:

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine zuverlässige Prognose über künftige Wertentwicklungen. Obige Analyse dient lediglich dazu historische Auffälligkeiten besser zu verstehen.

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